Montag, 27. Oktober 2014

Abgehakt *Lioba* - 5 Punkte: 13, 16, 97, 103

13. einen neuen Schal besitzen
16. Gitarre spielen können
97. eine fremde Person ansprechen
103. Taxi fahren

Seit meinem letzten Post ist eine Menge Zeit vergangen, was man auch an den Punkten sieht, die ich jetzt abhaken kann. Der erste Punkt ist der neue Schal, den ich von einer Freundin zum Geburtstag bekommen hab. Mein Geburtstag ist schon länger her und die Feier auch, aber was solls :D

Gitarre spielen können ist so eine Sache. Wie definiert man das? Ich hab beschlossen, diesen Punkt abhaken zu können, weil ich an einem Gitarrencrashkurs teilgenommen hab, wo wir gelernt haben, wie man es lernt, Lieder spielen zu lernen. Was für ein Satz... Naja, auf jeden Fall haben wir uns die Finger blutig gespielt (zumindest fast) und am Ende kam sogar "Happy" raus.



Eine fremde Person ansprechen. Irgendwie erschließt sich mir der Sinn von diesem Punkt nicht mehr. Ich hab in letzter Zeit so viele fremde Leute angesprochen, dass ich nicht mehr weiß, warum ich das auf meine Liste gesetzt hab. Egal.

Kommen wir zum letzten Punkt: Taxi fahren. Als ich den Punkt auf die Liste gesetzt hab, dachte ich nicht, dass ich ihn so schnell abhaken kann. Ich dachte sogar, das würde einer der Punkte, bei denen ich versage. Aber erstens kommt es zweitens immer anders, drittens als man denkt. Die Taxistory ist ein Erlebnis für sich. Ich fang mal ganz vorne an.

Ich war auf dem Weg zu einem Schülerzeitungsseminar, das drei Tage dauern sollte (mit Übernachtung). Ich hatte mir eine Busverbindung rausgesucht, bei der ich in einer Stadt umsteigen musste. Letztendlich lief das so ab:

7:55 Ich komme an und warte auf meinen Anschlussbus.
8:15 Der Anschlussbus sollte abfahren, kommt aber nicht.
8:30 Ich rufe im Servicezentrum an. Die Telefonnummer steht nicht an der Bushaltestelle, aber zum Glück auf meinem ausgedruckten Fahrplan.
Die Frau im Servicezentrum verspricht mir, den Busfahrer an- und mich anschließend zurückzurufen.
8:45 Ich sollte eigentlich jetzt am Zielort sein. Das Servicezentrum hat mich noch nicht zurückgerufen und der Bus ist nicht in Sichtweise. Ich rufe nochmal an. Besetzt.
Ich würde ja den nächsten Bus nehmen, aber der nächste Bus fährt erst wieder mittags und das ist dann doch zu spät. 
8:50 Noch ein Versuch. Wieder besetzt. Ich rufe meine Mutter an und informiere sie über die aktuelle Lage. Falls ich in den nächsten 20 Minuten niemanden erreichen sollte, würde sie mich fahren.
8:55 Wieder besetzt.
8:58 Ich erreiche die Kollegin der ersten Mitarbeiterin. Sie meinte, ihre Kollegin telefoniert gerade und ruft mich gleich zurück.
9:01 Unglaublich, aber wahr: die erste Mitarbeiterin ruft mich zurück und teilt mir mit, sie erreicht den Busfahrer nicht. Ich soll mir ein Taxi rufen und die Rechnung dann ins Servicezentrum bringen, wo ich das Geld in bar zurückerstattet bekommen würde.
9:04 Ich rufe meine Mutter wieder an und gebe Entwarnung. Aber sie soll mir noch die Telefonnummer eines Taxiunternehmen geben, weil ich weder eins sehe, noch irgendwo eine Nummer steht.
9:08 Ich rufe beim Taxiunternehmen an. Der Herr am Telefon meint, gleich neben der Bushaltestelle sollten Taxis stehen, da soll ich doch mal schauen. Falls nicht, soll ich nochmal anrufen, dann schickt er eins.
9:10 Ich gehe einige Meter und tatsächlich: da steht ein Taxi. Mit meinen drei Gepäckstücken (Laptop, Koffer, Rucksack) laufe ich dorthin. Der Herr am Telefon hat in der Zeit schon seinen Kollegen angerufen, der deswegen schon auf mich wartet.
Als ich dann im Auto sitze, teilt mir der Taxifahrer den stolzen Preis mit: 58€. Für knapp 30 Kilometer. Zum Glück hab ich so viel Geld dabei, vorerst muss ich es ja auslegen.
Von da an wird die Story recht unspektakulär, abgesehen davon, dass uns auf dem Weg ein Auto auf unserer Spur entgegenkommt. Aber der Taxifahrer haut eine Vollbremsung rein, der Geisterfahrer findet auf seine Spur zurück und es ist zum Glück nichts passiert. 

Am Ziel angekommen gebe ich dem Taxifahrer seine 58€ und stapfe mit meinem Gepäck ins Jugendhaus. Von meinem Seminar scheint noch niemand da zu sein. Ah doch da, ein anderes ratloses Gesicht. Unsere Blicke treffen sich und wir fragen gleichzeitig: "Schülerzeitungsseminar?" Puuh, jetzt sind wir schon zu zweit. Im Büro wird uns mitgeteilt, dass noch niemand da ist und wir uns ins Foyer setzen sollen. Ich erzähle meiner Leidensgenossin meinen spektakulären Hinweg und dass ich noch ins Servicezentrum muss. Sie verspricht mir, auf mein Gepäck aufzupassen.

Mit dem Geldbeutel in der Tasche und einer Google-Maps-Karte in der Hand (die hab ich mir ausgedruckt, weil ich ursprüglich von der Bushaltestelle zum Jugendhaus laufen hätte müssen und ich kein Smartphone besitze) mache ich mich auf den Weg zur Bushaltestelle in der Hoffnung, dass dort auch das Servicezentrum ist. Haha, Pustekuchen, nur eine Tankstelle liegt gegenüber. Aber an der Bushaltestelle steht zum Glück die Adresse (und die Telefonnummer!) vom Servicezentrum. Die Adresse finde ich auf meiner Karte nicht. Also laufe ich entschlossen in die Tankstelle und halte die Mitarbeiterin vom Putzen ab, in dem ich sie nach dem Weg frage. Der Straßenname sagt ihr nichts, aber den Weg zum Servicezentrum kennt sie.

Dank der freundlichen Tankstellenmitarbeiterin komme ich am Servicezentrum an, das übrigens auf dem Weg zum Jugendhaus liegt. Hätte ich also die Augen aufgemacht, hätte ich das gesehen. Egal, jetzt steh ich ja davor. Ich klingle und wundere mich, warum nicht einfach offen ist. Keiner kommt. Nach einer Minute denke ich mir, schau ich mal in das benachbarte Reisebüro, ob die mir weiterhelfen können. Und siehe da, das ist das besagte Servicezentrum. Das Arbeitsklima scheint sehr gut zu sein, ich fühle mich hier sofort wohl. Nach einigen Telefonaten, ob meine Geschichte stimmt (immerhin geht es um Geld), gibt mir der Sachbearbeiter endlich mein Geld zurück und entschuldigt sich nochmal für die Unannehmlichkeiten.

Ich bin ziemlich erleichtert, als ich mein Geld wiederbekomme. Ich hab mich zwar im Recht gefühlt, aber die kleine Unsicherheit, ob ich nicht irgendwie doch zu blöd zum Busfahren war (obwohl ich mittlerweile sehr oft öffentliche Verkehrsmittel benutze), war doch da. Und 58€ sind für eine Schülerin nicht gerade wenig Geld.

Es war ein richtig interessantes Erlebnis und irgendwie find ichs gar nicht so schlecht, dass der Bus nicht gekommen ist. Der Busfahrer dachte sich vielleicht, da fährt doch eh nie jemand mit, also fällt es gar nicht auf, wenn ich nicht fahre. Vielleicht war es aber doch was Ernsteres. Ich will ja niemandem was unterstellen. So bin ich auf jeden Fall zu einer kostenlosen Taxifahrt gekommen, bei der auch viel Glück im Spiel war, und ich hatte eine interessante Geschichte zu erzählen.

In diesem Sinne - bis bald :)

5 Kommentare:

  1. Yay, sie ist Taxi gefahren... tja, da hab ich 'n bisserl mehr Erfahrung, ich bin schon unzählige Male Taxi gefahren als ich noch winzig war... :-)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Wobei Taxifahren in Deutschland was anderes ist als in China, wo nicht alle Leute ein eigenes Auto haben (und hier in DE nebenbei bemerkt auch nicht alle)

      Löschen
    2. einmal ist immer das erste Mal :D
      lese ich jetzt daraus, dass ihr kein Auto habt/hattet? :)
      ich bin ja normalerweise Bus-/Zugfahrer, nur zum Bahnhof muss man mich fahren, weil der nächste 15km entfernt ist ;)

      Löschen
    3. Nee, ein Auto haben wir schon aber in Shanghai war es manchmal praktischer, ein Taxi zu rufen, als sich abholen zu lassen (also wir hatten damals ein Auto, aber mit dem ist mein Vater zur Arbeit gefahren und da er meisten stundenlang arbeiten war, bzw. im Stau stand, ist meine Mutter immer mit uns, wenn wir unterwegs waren, Taxi gefahren. Damals gab's noch viele, heute fährt man in Shanghai eher U-Bahn, weil auf den Straßen bloß permanenter Stau ist. Jedenfalls sagt das mein Vater, ich war schon seit Jahren nicht mehr dort.

      Löschen